Geschichte der Internationalen Assoziation der Lyceum Clubs (IALC)

Die Internationale Assoziation der Lyceum-Clubs entstand aus dem Traum einer jungen Frau ein Netzwerk von Frauenclubs auf der ganzen Welt zu gründen, die verbunden sind durch ein gemeinsames Ideal im Dienst der Frau.

Constance Smedley ist in Birmingham, England, geboren und zieht 1902 mit ihren Eltern nach London, um ihre Karriere als Schriftstellerin und Journalistin fortzusetzen. Wie alle Frauen, die eine Tätigkeit im Verlagswesen oder bei der Presse in Betracht ziehen, tritt sie dem Writers‘ Club, dem Schriftstellerclub, bei. Constance wird bekannt, die Schauspielerin Mrs. Patrick Campbell ist bereit in ihrem Theaterstück „Mrs. Jordan“ mitzuspielen und Constances Buch „April Princess“ findet einen Verleger.

Doch für Constance ist der Schriftstellerclub, der seinen Mitgliedern eigentlich helfen sollte, nicht auf dem aktuellen Stand und mit einer gewissen Kühnheit präsentiert sie dem wenig aufgeschlossenen Vorstand einige Verbesserungsideen. Angesichts der Ablehnung lässt sich Constance nicht entmutigen und macht sich mit Hilfe einiger Freundinnen daran, einen neuen Club zu gründen – einen Club für Frauen und von Frauen geleitet. Sie denkt groß und vor allem weit: ihr Ehrgeiz besteht darin, ihren Club zum ersten Glied einer langen Kette von Clubs auf der ganzen Welt zu machen. Ihre Freundin Jessie Trimble schlägt vor, den Club ‘Lyceum Club’ zu nennen. Der Name hat einen universellen Klang und einen intellektuellen Bezug: er erinnert Amerikanerinnen an die Diskussions- und Lesezentren, die in ihrem Land seit dem 19. Jahrhundert aus dem Boden schießen, und Europäerinnen an die griechischen Ursprünge des Wortes ‘Lykeion’, den Ort, an dem Aristoteles lehrte.

Constances Traum wird dank der Großzügigkeit ihres Vaters bereits im folgenden Jahr wahr. Nachdem sie die Wohnung der Familie zum Treffpunkt ihres Lyceum Clubs macht, lässt sich der neue Club im Juni 1904 in Piccadilly 128 nieder. Lady Balfour übernimmt den Vorsitz des Clubs, mehr als 1000 Mitglieder schliessen sich der Initiative bereits im ersten Jahr an und vor allem nimmt das Projekt sofort eine internationale Dimension an.

Die Internationale Assoziation der Lyceum Clubs wird kurz nach dem Londoner Club gegründet und bereitet den Boden für die Eröffnung neuer Lyceum Clubs. Bereits 1904 wird ein erster Club in Amsterdam gegründet, 1905 folgt schnell Berlin, 1906 Paris und 1908 Florenz … Die Öffnung dieser Lyceum Clubs erfolgt dank der zahlreichen Kontakte und der Begeisterung der Mitglieder. Viele sehen darin ein allgemeines Interesse:
die Möglichkeit für Frauen, sowohl ihre Fähigkeiten und Talente zu zeigen und ihre Rechte einzufordern (Wahlrecht und Gleichberechtigung in der Arbeitswelt), als auch zum Frieden zwischen den Nationen beizutragen, in einer Zeit in der die internationalen Beziehungen immer angespannter zu werden scheinen, insbesondere zwischen England und Deutschland.
Constance ist davon überzeugt, dass der Frieden durch die Stärkung der internationalen Beziehungen erreicht werden kann, dies um den Nationalismus zu bekämpfen.

Nach ihrer Heirat mit dem Künstler Maxwell Armfield, aber auch aus gesundheitlichen Gründen, tritt Constance von ihrem Amt als Honorary Secretary (Generalsekretärin) und vom Club zurück. Ihre Mutter, Annie Elizabeth Smedley, übernimmt die Leitung des Clubs. Erfolgreich gestartet wächst die Internationale Vereinigung der Lyceum Clubs nun stetig weiter. 1912 findet der erste Internationale Kongress in London statt, bei dem alle Mitglieder über die Satzung der Assoziation abstimmen. Es wird beschlossen, dass der internationale Kongress alle zwei Jahre stattfinden soll. Neue Lyceum Clubs werden in New York und Melbourne eröffnet. Zwar findet der nächste Internationale Kongress 1914 in Paris statt, doch der Erste Weltkrieg zwingt der Bewegung eine Pause auf, die Kongresse werden 1922 in Florenz, Italien, fortgesetzt.

Das 20. Jahrhundert hat die Internationale Assoziation der Lyceum Clubs vor eine Reihe von Herausforderungen gestellt: zwei Weltkriege, die Emanzipation der Frauen, ihre Beteiligung am politischen und wirtschaftlichen Leben ihrer Länder, gesellschaftliche und kulturelle Umwälzungen, technologische Innovationen und eine weltweite Pandemie. Einige Clubs überleben nicht, doch steigt die Zahl der Lyceum Clubs trotzdem weltweit weiter an und vor allem kommt eine neue Generation von Frauen, die die Arbeit der älteren unterstützen und fortsetzen. Die generationsübergreifende Mischung, die unterschiedlichen kulturellen und bildungsbezogenen Lebensläufe der Mitglieder und ihre Leidenschaft für ihren Club sind eine Quelle des Stolzes und der Inspiration für die Assoziation, deren Ziel es ist, die Lyceum Clubs in ihrer Entwicklung zu unterstützen und den Austausch zwischen den Clubs zu fördern. Sie versteht es, sich an neue Umgebungen und Herausforderungen unserer Gesellschaften anzupassen. Der Sitz der Internationalen Assoziation der Lyceum Clubs wird 1968 in die Schweiz verlegt, der Internationale Kongress wird nach dem Zweiten Weltkrieg alle drei Jahre abgehalten.

1941 stirbt Constance Smedley in West Wycombe. Constances Gründungsclub, der für seine Dinnerpartys, bei denen sich Persönlichkeiten aus Politik und Kunst trafen, sowie für seine Theateraufführungen und Debatten bekannt war, hat viele Wechselfälle erlebt: der Umzug des Gründungsclubs nach Piccadilly 138 führt zu einer Spaltung und ein Teil seiner Mitglieder gründet den Forum Club. Der Tod eines der Gönner stürzt den Gründungsclub 1933 in den Bankrott. In der Nachkriegszeit findet er Zuflucht beim Forum Club und später beim University Women Club, bevor er 2003 aus der Assoziation verschwindet.

Seit ihrer Gründung hat die Assoziation neue Clubs gegründet, die Mitglieder durch Internationale Kulturtage, Städtepartnerschaften und die Herausgabe eines Internationalen Bulletins einander nähergebracht. Die Assoziation versteht es, ihre Satzung anzupassen, um der Entwicklung der Gesellschaft und den Bedürfnissen ihrer Mitglieder gerecht zu werden. Sie unterstützt kunstprojekte wie den film der tanzgruppe Impermanence aus Bristol der die geschichte des Lyceum Clubs und seine ideale beschreibt. 

Jetzt, da die Internationale Assoziation der Lyceum Clubs den 120. Jahrestag ihrer Gründung feiert, kann sie stolz sein auf dieses Netzwerk von 68 Clubs in 17 Ländern und die Wiedereröffnung ihres Gründungsclubs in London.

Lust, sich uns anzuschließen?

Nach oben scrollen